Newsletter vom 11.07.2025

“Die Rennbahn war die zweite Heimat von Sepp”
Was er anfasste, wurde zu Gold. Er machte Urs Freuler zum Serien-Weltmeister und führte Robert Dill-Bundi 1980 auf den Olymp. Am 11. September 2024 endete das Rennen des Lebens für Sepp Helbling. Am kommenden Dienstag wird er auf der Offenen Rennbahn geehrt. Weiterer Höhepunkt des Meetings: das Punktefahren um das prestigeträchtige Blaue Band von Zürich.
Als sich Sepp Helbling am 11. September 2024 mit 89 Jahren in die Ewigkeit verabschiedete, erschienen auf der Homepage des FC Winterthur folgende Worte: «Mit grosser Betroffenheit haben wir vom Tod unseres früheren Weggefährten Josef Helbling vernommen. Im Namen des FC Winterthur kondolieren wir den Angehörigen und wünschen viel Kraft für die Trauer.»
Auch wenn Sepp Helbling vor allem im Radsport tiefe Spuren und ein immenses Lebenswerk hinterlassen hat, sagen diese Zeilen sehr viel über ihn aus. Als es dem FC Winterthur in den 1990-er Jahren sehr schlecht ging und der Klub einige Male am Abgrund stand, packte Helbling auf der Geschäftsstelle mit an – und verströmte mit seiner Sportbegeisterung frischen Enthusiasmus und neue Aufbruchstimmung.
Respektabler Rennfahrer
Helbling, geboren am 15. Juli 1935 in Jona, absolvierte 1953 sein erstes Bahnrennen und nahm 1960 an den Olympischen Spielen in Rom teil, wo er im Einzelzeitfahren über einen Kilometer auf den respektablen 8. Platz fuhr. Als Sportler blieb ihm der ganz grosse Triumph verwehrt, als Trainer und Funktionär aber setzte er Massstäbe. 1966 wurde er vom damaligen Nationaltrainer Oscar Plattner als Bahntrainer engagiert. Es sollte eine bahnbrechende Personalie gewesen sein.
Die Huldigung von Freuler
Der Glarner Ausnahmesprinter Urs Freuler sagt über Helbling: «Ich hatte in meinem Leben nur einen Trainer – Sepp. Und er war viel mehr. Er war einer meiner besten Freunde. Ohne ihn wäre ich nie zu dem Sportler und Menschen geworden, der ich heute bin.» Allerdings sei «Sepp» für ihn lange «Herr Helbling» gewesen. Erst nach dem ersten WM-Titel wurde Freuler von seinem Chef das «Du» angeboten.

15 Weltmeistertitel als Coach
Helbling war streng und herzlich zugleich. Er trainierte knüppelhart, besass als gelernter Tanzlehrer aber auch das Gefühl für elegante Zwischenschritte. Und genau diese Mischung machte es aus. Als Trainer feierte er nicht weniger als 15 Weltmeistertitel, zehn davon mit Freuler. An Olympischen Spielen gewann er mit seinen Fahrern einen kompletten Medaillensatz in der Einzelverfolgung: 1980 in Moskau Gold mit Robert Dill-Bundi, 1972 in München Silber mit Xaver Kurmann und davor ebenfalls mit Kurmann 1968 in Mexiko Bronze.
Sechstagerennen und Tour de Suisse
Und Helbling war dort, wo sich die Basis des Bahnsports befindet. 23 Austragungen des Amateur-Sechstagerennens im Hallenstadion trugen seine Handschrift als Organisator. Als Kommissär stand er zudem 32-mal an der Tour de Suisse und bei drei Weltmeisterschaften am Strassenrand.
Auch auf der Offenen Rennbahn spielte Helbling eine absolute Schlüsselrolle. An den Renntagen war er zwischen 2003 und 2019 für Rennbüro, Fahrermeldungen, Rennprogramm und Ranglisten verantwortlich. Wisel Iten sagt: «Sepp war quasi unser sportliches Gewissen». Bis zuletzt führte Helbling ausserdem die Statistiken nach – akribisch und mit höchster Disziplin.
Geburtstag am Dienstag
Urs Freuler verdankt Helbling seine grosse Karriere beim italienischen Profi-Team Atala. Im Sommer – als Vorbereitung auf die WM – kehrte er aber immer wieder zu seinem Mentor zurück: «Die Offene Rennbahn war meine zweite Heimat – und sie war die zweite Heimat von Sepp.» So schliesst sich am 15. Juli 2025 ein Kreis. Dann wäre Sepp Helbling 90 Jahre altgeworden. Dann wird ihm auf dem Oerliker Zement-Oval anlässlich des Abendmeetings die Referenz erwiesen. Es wird ein denkwürdiger Anlass – für eine der grössten Legenden des Schweizer Radsports.
Dienstag, 15. Juli, Rennprogramm.
18.00 Uhr: Scratch (U13/U15)
18.15 Uhr: Ausscheidung (U17/Frauen; U17/U19)
18.30 Uhr: Derny 1. Lauf (U23/Elite)
18.55 Uhr: Ehrung Sepp Helbling
19.05 Uhr: Ausscheidung (U17/19/Frauen)
19.15 Uhr: Ausscheidung (U13/U15)
19.25 Uhr Tempofahren (U19/U23/Elite)
19.40 Uhr: Pause
20.00 Uhr: Derny, 2. Lauf (U23/Elite)
20.25 Uhr: Scratch (U15/U17/Frauen; U17&U19)
20.35 Uhr: Derny, 3. Lauf (U23/Elite)
21.00 Uhr: Ausscheidung (U19/Frauen)
21.00 Uhr: Blaues Band (Punktefahren; U19/U23/Elite)
21.55 Uhr: Rennschluss
Öffentlichkeitsarbeit: Thomas Renngli | IGOR
Newsletter vom 04.07.2025

Gala der Steher und hoher Besuch aus Uster
Meetingabend ist Steherabend. Am kommenden Dienstag mit Gästen aus Holland (Reiner Honig), Deutschland (Vincent Vonhof, Luca Harter) und Frankreich (Emilien Clère, Lenny Chouffe). Ausserdem gastiert der RV Uster mit einer grösseren Delegation auf der Offenen Rennbahn. Mit dabei: Emanuel Plattner, lebende Radsport-Legende und ältester Schweizer Steher-Meister.
Der Radfahrer-Verein Uster ist eine Ikone im Schweizer Sport. Gegründet 1888 überlebte er zwei Weltkriege, den Untergang der Titanic, die Mondlandung, ein paar Börsencrashes und die Pandemie.
Gegründet wurde er vor 137 Jahren als «Velo-Club Uster». Der Namenswechsel vollzogen die Sportfreunde während der militärischen Aktivzeit. Grund: Im Aktivdienst gab es keine Velofahrer. Diese Bezeichnung war offenbar verpönt. Es gab nur stolze Radfahrer..
50 Gäste aus Uster
Auf Initiative von Klubpräsident Hans Temperli beehrt der Verein die Offene Rennbahn am kommenden Dienstag. Hatte Temperli ursprünglich mit einer Teilnahme von maximal 15 Mitgliedern gerechnet, wurde er richtiggehend überrannt. Angekündigt sind nun rund 50 Personen. Darunter zwei grosse Namen aus dem Bahnsport: Benny Herger, WM-Bronze-Medaillengewinner 1968 bei den Amateur-Stehern sowie Schweizer Meister 1972 und 1973. Herger ist noch immer Stammgast auf der Offenen Rennbahn und unterstützt von den heutigen Athleten vor allem Til Steiger und Claudio Imhof mit Rat und Tat.
Und Emanuel Plattner. Der heute 90-jährige Bauernsohn aus Maur ist der älteste noch lebende Steher-Meister (1968). Vor allem war Plattner ein Radfahrer, der an Vielseitigkeit kaum zu überbieten war. Neben dem Steher-Titel gewann er auch die Landesmeisterschaften im Quer, auf der Strasse sowie mit dem Militärrad.

Von Hugo Koblet inspiriert
Zum Radsport war er durch seine Bekanntschaft mit Hugo Koblet gekommen. Koblet lebte für kurze Zeit ebenfalls in der Gemeinde Maur und inspirierte Plattner zum Radfahren. Und er entdeckte damit ein Talent, das sonst vielleicht für immer verborgen geblieben wäre. Vor allem bergauf war Plattner eine Klasse für sich. Auf einem Damenvelo habe er alle Steigungen in der Umgebung bezwungen, erinnert er sich. Und durch seine technischen Fähigkeiten stiess er auch im Morast und im Oval schnell zur Spitze vor.
Das verweigerte Startgeld
AGerne hätte er seine Strassenkarriere intensiviert, aber zeitlich lag dies nicht drin: Schliesslich musste er immer auf dem elterlichen Bauernhof im Weiler Wannwis mithelfen. Auf die Frage, ob er mit dem Radsport je Geld verdient habe, muss er schmunzeln. Einmal (bei einem Quer auf der Zürcher Waid) habe er es gewagt, bei den Veranstaltern 50 Franken Startgeld zu fordern. Vergeblich. Immerhin wurde ihm die Gebühr von 6 Franken erlassen.
Trotzdem wurde Plattner durch den Radsport ein «reicher» Mann – reich an Erfolgen, Freunden und Erlebnissen. Dies alles wird wieder aufleben, wenn er sich am Dienstag auf die Tribüne der Offenen Rennbahn setzt. Dort wird für ihn ein Ehrenplatz reserviert sein.
Dienstag, 8. Juli, Rennprogramm.
18.35 Uhr: Scratch (U19/U23/Elite)
18.45 Uhr: Scratch (U19/Frauen)
18.55 Uhr: Ausscheidung (U15/U19/Frauen; U17/U19)
19.05 Uhr: Tempofahren (U19/U23/Elite)
19.20 Uhr: Steher International, 1. Lauf
19.45 Uhr: Pause
20.05 Uhr: Ausscheidung (U17/U19/Frauen)
20.15 Uhr: Steher International, 2. Lauf
20.45 Uhr: Scratch (U15/U17/Frauen; U17/U19)
20.55 Uhr: Punktefahren (U19/U23/Elite)
21.25 Uhr: Steher International, 3. Lauf
21.55 Uhr: Rennschluss
Öffentlichkeitsarbeit: Thomas Renngli | IGOR
Resultate Abendrennen 01. Juli 2025
Resultate Abendrennen 24. Juni 2025
Resultate Abendrennen 17. Juni 2025
Newsletter vom 13.06.2025

Die Könige der Rennbahn
Mit den Schweizer Meisterschaften im Sprint steigt am kommenden Dienstag ein erster Saisonhöhepunkt auf der Offenen Rennbahn. Höchst Zeit, um eine Ikone des Zementovals zu würdigen: Supersprinter Oscar Plattner.
Oscar Plattner, geboren am 17. Mai 1922, war nach Ernst Kaufmann der zweite grosse Schweizer Repräsentant im Sprint, der einstigen Königsdisziplin des Bahnrennsports. In Bern, wo der Bündner Oberländer aufwuchs, nannten sie den vifen KV-Stift «Splitter», weil er fast so dünn war wie eine Glasscherbe. Selbst im hohen Alter wirkte Plattner topfit, gertenschlank, ohne Übergewicht.
Schlagfertig und schnell
Auf Plattner trafen viele Attribute zu: gescheit, trickreich, sprachgewandt, schlagfertig, reglementskundig, schnell, sehr schnell, 1956 Weltrekord-Inhaber über 200, 250,500 und 1000 m mit fliegendem Start. Der ehemalige Buchhalter einer Berner Veterinärapotheke hätte wohl auch im Geschäftsleben Karriere gemacht, entschied sich indes für das Radsport-Metier. Als Anfänger, Junior und Amateurgewann er die Meisterschaft von Zürich, die Tessiner, Nordwestschweizer und Waadtländer Rundfahrt wie auch Biel-Lausanne, die Grossen Preise von Bassecourt und Freiburg sowie Kriterien en masse.
1946 lieferte Plattner den eindrücklichsten Beweis für seine Omnipräsenz: Schweizer Mannschaftsmeister über 100 km mit dem Radrennclub Bern, Schweizer Amateur-Strassenmeister und erster Schweizer Amateur-Sprinter-Weltmeister.

1947 wechselte Plattner ins Lager der Professionals und 1950 nach Zürich. Obwohl der kluge Taktiker auch als Berufsfahrer internationale Strassenrennen dominierte (1948 Zürich – Lausanne, 1948 WM-Teilnehmer auf der Strasse und der Bahn, 1950 Nordwestschweizer Rundfahrt), konzentrierte er sich fortan auf die Piste.
100 Sechstagerennen
Er bestritt hundert Sechstagerennen und gewann deren acht. Die Sprinter-Weltmeisterschaften trugen dem schlauen Rennfuchs je zwei Gold-, Silber- und Bronzemedaillen ein, auf nationaler Ebene sammelte er 23 Meistertitel, wovon 20 im «Nobelfach» Sprint. Nur die Tour de Suisse liess Plattner stets links liegen. Er sah im Sommer die Berge lieber von unten; im Winter war es umgekehrt. Davos, wo Plattner einen Zweitwohnsitz besass, lernte den Rad-Weltmeister als eleganten Skifahrer kennen.
30 Minuten bockstill
Auf dem Rad war Plattner je nach Situation schnell oder langsam. Einmal stand er gegen Enzo Sacchi 30 Minuten bockstill, ehe er den Italiener mit einem unwiderstehlichen Angriff überlistete. Ähnliches erfuhren etliche Sprinter seiner Generation: Harris, Maspes, Van Vliet, Derksen, Senftleben, Rousseau. Doch seine Lieblingsgegner waren die Feierabend-Funktionäre. Oft machten sie hilflos die Faust im Sack, wenn der Mann in kurzer Hose Entscheide der hohen Herren anzweifelte und Protest einlegte, worauf Verdikte der Pseudoexperten korrigiert werden mussten.
Nach seiner 18-jährigen Profikarriere (1947 bis 1965) hätte sich Oscar Plattner getrost ins Stöckli zurückziehen können. Er hatte gut verdient und seine Gagen zum Teil in Immobilien gewinnbringend angelegt. Aber der weitgereiste Ex-Professional wählte nicht den Weg des geringsten Widerstands. Er absolvierte in Magglingen den ersten Schweizer Nationaltrainer-Kurs und wurde von 1966 bis 1982 der wohl erfolgreichste Schweizer Nationaltrainer.
Erfolgreicher Trainer
Die Medaillen, die er einst selbst gesammelt hatte, fuhren jetzt seine Eleven heraus. Xaver Kurmann, Robert Dill-Bundi, Daniel Gisiger und Urs Freuler waren des Meisters Musterschüler. Sie alle (und tausend andere) profitierten von Plattners gelungenstem Wurf, dem 1966 geschaffenen Kilometer-Test. Diese für den Nachwuchs äussert segensreiche Institution überlebte seinen Erfinder und dient auch heuer wieder als Sprungbrett für junge Talente. Oscar Plattners Verdienste um den Schweizer Radrennsport reichen weit über seinen Tod im August 2002 hinaus. Auf der Offenen Rennbahn sind sie bis heute zu spüren – besonders stark am kommenden Dienstag.
Dienstag, 17. Juni 2025.
Ab 16.00 Uhr: Schweizer Sprint-Meisterschaften U17, U19, U23, Elite.
Finals ab 20.10 Uhr.
Übriges Programm:
17.45 Uhr: Punktefahren (U17, U19, Frauen).
18.20 Uhr: Ausscheidungsfahren (U15/U17, Frauen U17, U19).
20.00 Uhr: Scratch (U15/U17, Frauen U17, U19).
20.30 Uhr: Ausscheidungsfahren (U19, U23, Elite).
21.05 Uhr: Punktefahren (U19, U23, Elite).
21.45 Uhr: Siegerehrungen Schweizer Sprint-Meisterschaften.
22.00 Uhr: Rennschluss.
Öffentlichkeitsarbeit: Thomas Renngli | IGOR
Resultate Abendrennen 10. Juni 2025
Newsletter vom 06.06.2025

“Die Rennbahn besitzt einen einzigartigen Charme”
Sechsfacher Schweizer Meister, Champions-League-Sieger, WM-Silbermedaillengewinner, über 300 Länderspiele, 16 WM-Teilnahmen. Lebende Legende der ZSC Lions. Und stolzer Oerliker!
Mathias Seger (im Bildrechts – mit Wisel Iten) ist eine Ikone des Schweizer Eishockeys. Und er ist Stammgast auf der Offenen Rennbahn – jeweils auf der Gegentribüne, wo er es sich im Scheine der Abendsonne mit Freunden und Familie gemütlich macht. Im Interview erklärt der 47-jährige Familienvater seine Faszination für die alte Rennbahn.
Mathias Seger. Wie oft sieht man Sie auf der Offenen Rennbahn?
Immer, wenn es schönes Wetter ist. Das heisst: Wenn ich nicht gerade in den Ferien bin, sind die Dienstagabendrennen für mich fixe Termine.
Was macht für Sie diesen Ort aus?
Die Rennbahn besitzt einen einzigartigen Charme – und ganz viel Sportromantik. Hier treffen sich Menschen aus allen Schichten und Altersklassen. Familien verbringen den Feierabend hier, viele Stammgäste sieht man jeden Dienstag. Es gibt wunderbare Bratwürste, kühles Bier – und hochklassigen Sport. Auch für mich ist es immer wieder faszinierend, was die Bahnradfahrer leisten.
Und als Oerliker müssen sie eine doppelt spezielle Verbindung mit der Rennbahn haben?
Absolut. Wir wohnen in einem Haus in der Nachbarschaft, das noch ein Jahr älter ist, als die Rennbahn – erbaut im Jahr 1911. Auf der Rennbahn ist die Geschichte förmlich greifbar – sportlich, aber auch städtebaulich. Und es gibt einen Mann, der diese Historie vermittelt wie kein Zweiter: Wisel Iten. Wer das Vergnügen hat, mit ihm zu sprechen, kann sich der Faszination dieser Sportarena nicht mehr entziehen. Dazu kommt die wunderbare Atmosphäre: Ein friedliches Beisammensein mit der Skyline von Oerlikon im Hintergrund.
Sie sind an einem Restaurant beteiligt (Venus Bistro) und produzieren ein eigenes Bier (in der Brauerei Oerlikon). Bleibt da noch Zeit zum selber Velofahren?
Unbedingt. Und schon als Kind – und auch später als Eishockeyspieler – bin ich viel Rad gefahren. Ich habe es sogar im Juniorenalter zu den Schweizer Meisterschaften im Kilometertest geschafft. Auch auf der Bahn bin ich schon gefahren. Dazu kann sich sagen: Es sieht viel einfacher aus, als dass es ist. Aber wer bei Wisel den Kurs besucht, ist auf der sicheren Seite.
Was kann man als Eishockeyprofi von den Radfahrern lernen?
Die Fähigkeit, während längerer Zeit voll ans Limit zu gehen. Eishockey läuft mehr nach dem Intervallprinzip ab. Aber im Radsport muss man teilweise über Stunden die eigenen Grenzen ausloten. Für alle Sportarten gilt: Man lernt anderswo oft Dinge, die in der eigenen Sparte nicht möglich sind.
Was wünschen Sie sich für die Offene Rennbahn für die Zukunft?
Dass der Ort so erhalten bleibt, wie er ist – und dass man den Geist dieser einzigartigen Sportstätte in die nächste Generation transportieren kann. Es wäre schön, wenn sich auch noch mehr jüngere Menschen für die Rennbahn einsetzen würden – wie es Wisel und seine tapferen Helferinnen und Helfer tun.

Programm. Abendrennen 10. Juni. 2025.
18.40 Uhr: Tempofahren (Elite, U23, U19).
19.10 Uhr: Derny, 1.Lauf (Elite, U23).
19.35 Uhr: Tempofahren (Frauen, U19, U17).
19.50 Uhr:Ausscheidung (Elite, U23).
20.00 Uhr: Pause.
20.15 Uhr: Punktefahren (Frauen,U19, U17, U15).
20.30 Uhr: Scratch.
20.40 Uhr: Ausscheidung (Frauen, U19).
20.50 Uhr Derny, 2. Lauf (Elite, U23).
21.30 Uhr: Punktefahren (Elite, U23, U19).
22.00 Uhr: Rennschluss.
Öffentlichkeitsarbeit: Thomas Renngli | IGOR
Resultate Abendrennen 03. Juni 2025
Newsletter vom 30.05.2025

Die tollkühnen Piloten auf ihren schweren Töffs
Im Volksmund werden sie Kohlensäcke gerufen. Doch dies wird ihrer Tempofestigkeit nie und nimmer gerecht. Sie rasen mit fast 100 Sachen durchs Zementoval und diktieren das Geschehen offensiv mit. Sie sind die heimlichen Helden der Rennbahn. Fehlen dem Schrittmacher im Steherrennen Gefühl, Intuition und Überblick, hat der Pedaleur im Windschatten keine Chance.
Wobei das generische Maskulin «Schrittmacher» auf der Offenen Rennbahn seit zwei Jahren überholt ist. Mit Nicole Fry diktiert seither auch eine Frau die Pace – was einigen Puristen noch immer leichte Bauchschmerzen verursacht. Doch dies ist eine andere Geschichte.
Das letzte Abenteuer
Steherrennen gehören zu den letzten grossen Abenteuern der Sportwelt. Dies lässt sich auch an den schweren Maschinen ablesen: Es sind umgebaute Strassenmotorräder mit 850 Kubikzentimetern Kraft und einem Gewicht von 230 Kilogramm. Angeschafft wurden sie 1993 vom legendären Hallenstadiondirektor Sepp Voegeli. Seither werden sie in Oerlikon gehegt und gepflegt wie eine aussterbende Tierart. Und dies ist nicht ganz falsch. Oerlikon ist die einzige Bahn, die in der Schweiz noch Steherrennen austrägt.

Im Wilden Osten zuhause
Im Ausland sind die schweren Töffs noch in Singen oder auf den Rennbahnen im Wilden Osten Deutschlands zuhause.
Der Mythos der Steher gründet auch auf dem Risiko, das immer mitfährt. Dies wurde vor 116 Jahren in Berlin mit tödlicher Grausamkeit ersichtlich: Das Motorrad eines Schrittmachers flog ungebremst in die Zuschauerränge – und explodierte. Neun Menschen starben, 40 wurden verletzt. Danach wurden Steherrennen vorübergehend verboten – aber nach Anpassungen im Sicherheitsdispositiv bald wieder erlaubt.

Tragische Unfälle in Oerlikon
Auch die Offene Rennbahn Oerlikon blieb von Dramen nicht verschont. 1927 stürzte der deutsche Steher-Profi Ernst Feja in einem Trainingslauf. Der Reifen hatte sich vom Rad gelöst. Trotz Sturzhelm erlitt Feja einen tödlichen Schädelbruch.
Ebenfalls im Training stürzte 1938 der Schweizer Werner Walter. Bei seinem Rad platzte bei einer Geschwindigkeit von rund 75 Kilometern pro Stunde der Vorderpneu. Auch er hauchte auf der harten Bahn das Leben aus.
Heute viel sicherer
Der letzte Steher, der in Oerlikon tödlich verunfallte, war vor 80 Jahren der erst 23-jährige Zürcher André Hardegger. Seither sind die Steherrennen viel sicherer geworden. Das Material ist stabiler, die Motorradfahrerinnen und Fahrer sind besser ausgebildet. Wer sich auf einen Schrittmachertöff setzen will, muss eine aufwendige Prüfung ablegen – in Theorie und Praxis. «Bei uns hat die Sicherheit oberstes Gebot», sagt Rennbahnchef Wisel Iten. Dies gilt auch für die Wartung der Maschinen, die zweimal pro Jahr einem Servicecheckunterzogen werden.
Was die Faszination von Steherrennen ausmacht, lässt sich in Oerlikon das nächste Mal am kommenden Dienstag erleben. Dann stehen die sieben besten Gespanne der Schweiz im Einsatz – sowie der französische Publikumsliebling Emilien Clère. Spannung und Nervenkitzel sind garantiert.
Offene Rennbahn. Oerlikon. 3. Juni 2025. Programm. Ab 17.30 Uhr (u.a.). Schweizer Meisterschaft Einzelverfolgung, Vorläufe (Männer, Frauen, U23). 18.30 Uhr: Scratch (U13, U15). 18.40 Uhr: Ausscheidung (Frauen, U17, U19). 18.50 Uhr: Schweizer Meisterschaft Einzelverfolgung, Finalläufe (Männer, Frauen, U23). 19.20 Uhr: Steher, 1. Lauf. 19.55 Uhr: Ausscheidung (U19, U23, Elite). 20.50 Uhr: Punktefahren (U19, U23, Elite). 21.20 Uhr: Steher, 2. Lauf. 21.55 Uhr: Rennschluss.
Öffentlichkeitsarbeit: Thomas Renngli | IGOR