
Der Künstler, der Eddy Merckx bezwang
Am 26. August – dem letzten Meeting im meteorologischen Sommer – stehen die Keirin-Spezialisten im sportlichen Fokus. Neben der Piste hat (wie an jedem Dienstagabend) ein Mann seine Bühne, der die Offene Rennbahn seit 20 Jahren auf ein höheres künstlerisches Niveau hebt.
Der vergangene Dienstag bot auf der Offenen Rennbahn alles, was das Radsportherz begehrt: einen wunderbaren Sommerabend, hochklassigen Sport und im internationalen Steherrennen ein Herzschlagfinale, das letztlich der Holländer Reiner Honig knapp vor den Schweizern Jan Freuler und Claudio Imhof für sich entschied.
Hohe Kunst des Bahnsports
Es war die hohe Kunst des Bahnsports – und diese führt direkt zum Zürcher Illustrator, Velo-Aficionado und Kurator Marc Locatelli und in die kleinste Galerie der Welt: Zwei Kubikmeter Ausstellungsraum, 16 gerahmte Bilder haben Platz, und höchstens zwei Betrachter aufs Mal. Als Locatelli, der selber jahrelang in der Kategorie Elite-Amateure Velorennen fuhr und oft auf der Offenen Rennbahn anzutreffen war, einen Ort suchte, um seine Cartoons und Karikaturen zum Thema Radsport auszustellen, stiess er auf die Telefonkabine: Er putzte das Relikt aus den Sechzigerjahren auf Hochglanz, hängte seine Zeichnungen auf – und fertig war die Kunstkabine.

Der grösste Sieg
Seit Anfang Mai und bis Saisonende ist der winzige Ausstellungsort jeden Dienstagabend geöffnet. Unter anderem gibt es dort Locatellis eigenes Comicbuch «Die Nacht, in der ich Eddy Merckx bezwang».
Daneben zeigt Locatelli momentan Werke der luxemburgischen Fotografin Anouk Flesch, die klassische Sportfotografie mit erzählerischer Tiefe verbindet. Für ihre bestechende Bildsprache und ihre Kompositionen wurde Flesch mit einigen prestigeträchtigen Preisen wie dem Mark Gunter Award ausgezeichnet.
Die Schrittmacherin
Nach Ausstellungen in Luxemburg, Frankreich, Grossbritannien und Italien zeigt die Fotografin jetzt ein breites Spektrum ihres Schaffensunter feministischem Aspekt in Zürich Oerlikon. Die Künstlerin ist sich ihrer Position als Frau in der männerdominierten Radsportwelt bewusst und möchte sie in der Ausstellung hervorheben.
Das Thema passt zu Querdenker Locatelli – und auch zur Offenen Rennbahn. Mit Nicole Fry hat hier die erste Frau die Männerdomäne bei Steherrennen gebrochen. Oder mit anderen Worten: In Oerlikon ist der Schrittmacher auch eine Schrittmacherin.

Rennprogramm. Dienstag, 26. August 2025

Öffentlichkeitsarbeit: Thomas Renngli | IGOR