
Ein Schweizer Star und zwei japanische Gäste
Rund 900 Zuschauer erlebten auf der Offenen Rennbahn einen gelungenen Saisonstart. Silvan Dillier holte Schwung für die Tour de France und zwei japanische Bahnspezialistinnen lieferten eine beeindruckende Talentschau.
Zur Saisoneröffnung auf der Offenen Rennbahn in Oerlikon taucht einer der derzeit formstärksten Schweizer Pedaleure auf: Silvan Dillier. Der 34-jährige Aargauer schwärmt vom Zement-Oval.
Der Aargauer hat mit seiner heldenhaften Solo-Führungsarbeit über 200 Kilometer bei Mailand–Sanremo in diesem Frühling eine der herausragenden Leistungen des Radsport-Frühjahrs geboten.
Vorbereitung in der Abendsonne
Am Dienstagabend in Oerlikon zeigte erholt von jenen Strapazen und bestens gelaunt. In der Abendsonne bereitete er sich auf der Rolle auf den erstenEinsatz.
Der Entscheid, heute anzutreten, sei relativ spontan gefallen, sagte er: «Ich habe vor einigen Wochen gesehen, dass es heute losgeht – und realisierte, dass dieersten beiden Rennabende in mein Programm passen könnten. Und bei diesem schönen Wetter liesse ich mir die Chance nicht entgehen».
Bald ins Höhentrainingslager
Derzeit trainiere er zuhause in Schneisingen und habe zeitliche und räumliche Freiheiten. Schon bald ändere sich dies aber, wenn er mit seinem Team «Alpecin-Fenix» ins Höhentrainingslager auf die Tour de France hin einrücke.
Auf dieFrage, wie ernst er diese Bahnrennen nehme, sagt er: «Es ist für mich immer wieder eine grosse Herausforderung. Der Rhythmus ist ganz anders, die Gänge amRad sind ganz anders – höher».
Die Kadenz sei hoch – und damit bieten die Rennen eine gute Mischung aus hoher Frequenz und kurzfristiger Härte: «Es ist eine Belastung, die man auf der Strasse nicht simulieren kann».
Er sei als Jugendlicher das erste Mal auf die Offene Rennbahn gekommen – als 14-Jähriger,beim Final des Kilometer-Tests, der von Urs Freuler organisiert worden war.
Der Respekt vor den steilen Kurven
Beim Blick auf die schier senkrechten Kurven habe er seiner Mutter gesagt: «Mami, hierfahre ich nie ganz oben». Dies sollte nicht lange so bleiben: «Nach einer Woche kurvte ich schon beherzt ganz oben». Seither ist der Bahnsport eine Leidenschaft für ihn: «Ich gehörte dem Bahnvierer an – und absolvierte diverse Weltcups.»
Ob die Tour-de-France-Teilnahme bereits in Stein gemeisselt sei, könne er noch nicht sagen: «Sie ist zumindest in Stein skizziert», so Dillier. Er sei das Rennen schon sechsmal gefahren – es sei der grösste und wichtigste Anlass, den es gebe.
Auf seine weiteren Ambitionen auf der Bahn angesprochen, dämpft er die Erwartungen: «Mittlerweile sind die Fahrer auf der Bahn so spezialisiert, dass man als Gelegenheitsgast einen schweren Stand hat». Der Wechsel von Strasse auf Bahn sie auf ganz hohem Niveau fast nicht mehr zu vollziehen.

Kein Sieg für den Star
Dies realisierte Dillier auch an diesem Startabend in Oerlikon. Er fuhr zwar in allen Rennen mutig und engagiert vorne mit. Doch zu einem Sieg reichte es ihm nicht. Er nahm es gelassen: «Es hätte besser laufen können. Aber jetzt weiss ich immerhin: Es gibt hier noch Luft nach oben.»
Auch den kommenden Dienstag hat er sich Rot in der Agenda eingetragen. Ob er dann aber auch wirklich am Start stehe, könne er noch nicht zu 100 Prozent sagen: «Im Leben eines Radprofis kann sich innerhalb von einer Woche viel ändern.»
Japan-Power zum Saisonstart
Neben Dillier beeindruckten zwei Gäste aus dem Land der aufgehenden Sonne mit ihrer Explosivität und Kraft: Die japanischen Nationalfahrerinnen Mizuki Ikeda und Tsuyaka, die ihre sommerliche Trainingsbasis in der Schweiz haben, fuhren bei allen Einsätzen in die Spitzenränge. Mitgrund für ihren Besuch: Das japanische Nationalkader wird von der Schweizer Bahnlegende Daniel Gisiger betreut.
Das Publikum freut sich schon jetzt auf weitere Rennen mit fernöstlicher Beteiligung – und mit einem Wiedersehen mit Silvan Dillier am kommenden Dienstag. Hoffentlich.
Öffentlichkeitsarbeit: Thomas Renngli | IGOR