
Wenn auf der Rennbahn die Boliden kreisen
Es ist ein weltweit einzigartiges Spektakel. Auf der Offenen Rennbahn in Oerlikon findet mit “Indianapolis” der grösste Anlass der Schweiz für historische Rennsportwagen statt – das nächste Mal am 22. Juli 2025. Mit einem Gast, der globale Motorsportgeschichte schrieb.
Die 500 Meilen von Indianapolis – oder wie sie kurz heissen: Indy 500 – sind quasi der heilige Gral des Automobilsports. Auf dem 2,5 Meilen langen Oval (genannt: der Nudeltopf) mit vier überhöhten Kurven wird das bekannteste Autorennen der Welt ausgetragen. 500 Meilen bis zum Motorsporthimmel, Tempi weit über 300 km/h, 300’000 Zuschauer auf den Tribünen – und Tradition bis zum Abwinken: Der Siegererhält ein Glas Milch.
Das Velodrom wird zur Autorennstrecke
Einmal im Jahr gastiert dieser Ausnahmeevent aus dem mittleren Westen der USA auf der Offenen Rennbahn in Zürich Oerlikon – zumindest im übertragenen Sinne. Der Mann, bei dem auf der Rennbahn die motorsportlichen Fäden zusammenlaufen, heisst Georg Kaufmann. Der passionierte Rennfahrer ist seit der erstmaligen Austragung 2002 für die Organisation (mit-)verantwortlich.
Was heute vermutlich vielen gar nicht bewusst ist: Auf der Offenen Radrennbahn wurden früher nicht nur Velorennen, sondern tatsächlich auch Wettkämpfe für Rennsportwagen ausgetragen.
Wenn “Indianapolis in Oerlikon” in diesem Jahr das 23. Mal stattfindet, werden viele historische Fahrzeuge zu sehen sein, die jedes Motorsportherzhöherschlagen lassen. 2024 beispielsweise konnten die Besucher diverse Vorkriegs-Rennwagen wie den Alfa Tipo B P3 von 1934, die Bugatti 37/35 B undT35 B aus den Jahren 1927 und 1929 sowie einen Lagonda M-45 Le Mans von 1934 bewundern, aber auch viele Renn- und Sportwagen aus der Nachkriegszeit und den1950er- und 60er-Jahren. Insgesamt werden 60 Boliden ihre Runden drehen.
Auch Motorräder und Seitenwagen
Neben den Rennautos sind auch Werksrennsporträder zu sehen, die ältesten aus den 1920-erJahren. Vier der neun Gruppen bestehen aus zweirädrigen Maschinen. Für diesen Teil des Events ist der jüngere Bruder von Georg Kaufmann – Jo Kaufmann – zuständig.

Der Radsport im Zentrum
Georg Kaufmann legt aber Wert darauf, dass auch an diesem Abend normaler (Rad-)Rennbetrieb herrscht: «Es finden Radprüfungen und Steherrennen statt – schliesslich soll der Sport auch an diesem speziellen Anlass nicht zu kurz kommen.»
Damit bezieht sich Kaufmann auf die Ursprungsidee des Indianapolis-Meetings. Der frühere TV-Reporter und grosse Rennbahn-Freund Willy Kym suchte einst eine Möglichkeit, wie man die leicht verstaubte Sportanlage einem breiteren und neuen Publikum wieder in Erinnerung rufen konnte. Kym, ein Mann mit breiter Vista und grosser Sportaffinität, trugt die Idee einer Oldtimer-Exhibition an Rennsport-Romantiker Bernhard Brägger heran.
Wichtige finanzielle Stütze
Und. geboren war der Event. Kaufmann, der zu Beginn als Fahrer teilnahm, erinnert sich: «Zur ersten Austragung kamen 1200 Zuschauer. Seither ist der Anlass kontinuierlich gewachsen.» Heute sorgt er mit fast 6000 Zuschauern für den jährlichen Publikumsrekord auf der Rennbahn. Und weil an diesem Abend der doppelte Eintrittspreis (20 Franken) verlangt wird, leistet die Oldtimer-Show einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung der Rennbahn während des gesamten Jahres
Eine Motorsportlegende als Stargast
2025 haben Kaufmann und Co. ausserdem einen ganz besonderen Mann auf der Gästeliste: Arturo Merzario. Der heute 82-jährige Italiener fuhr in den 1970-er Jahren acht Saisons in der Formel 1. Ein Sieg blieb ihm zwar verwehrt. Gleichwohl hat er seinen Platz in der Motorsportgeschichte auf ewig auf sicher. Merzario gehörte zu jenen Fahrern, die am 1. August 1976 Niki Lauda nach dessem verheerenden Unfall auf dem Nürburgring das Leben retteten. Der Österreicher war in seinem brennenden Auto gefangen. Merzario stoppte seinen Wagen – und befreite Lauda.
Noch heute wird Merzario von der Motorsportwelt für diese Aktion verehrt. Auch deshalb ist er der perfekte Ehrengast am 22. Juli 2025 auf der Offenen Rennbahn in Zürich Oerlikon. Solidarität, Loyalität und echter Sportgeist stehen hier über allem. Sonst würde es diesen grandiosen Ort schon lange nicht mehr geben. res
Dienstag, 22. Juli, Präsentation historische Rennfahrzeuge.
18.00 Uhr: 1. Lauf
19.30 Uhr: 2. Lauf
20:30 Uhr: 3. Lauf
21.40 Uhr: Ausfahrt Autos und Motorräder
Dazwischen (Rad-)Rennbetrieb mit Stehern.
22.00 Uhr: Rennschluss.
Öffentlichkeitsarbeit: Thomas Renngli | IGOR