
Die Geheimnisse der Bahnrennvelos
Wir erleben (zumindest gefühlt) den regnerischsten und kühlsten Sommer seit der biblischen Sintflut. Doch irgendwie scheinen die Wettergötter mit der Offenen Rennbahn gut gesinnt zu sein. Praktisch immer am Dienstagnachmittag klärt der Himmel wie von Geisterhand auf – und es bleibt trocken. Die IGOR-Chefs müssen einen direkten Draht zu Petrus haben – oder zumindest zu den Muotathaler Wetterfröschen.
Auch für den kommenden Dienstag ist trockenes und warmes Sommerwetter angesagt. Eine gute Gelegenheit den Fokus auf jene Sportgeräte zu lenken, die im Zentrum jedes Rennabends in Oerlikon stehen – die Velos, auf denen die Pedaleure ihre Runden drehen und sich in höhere sportliche Sphären katapultieren.

In Oerlikon werden vor allem zwei Arten von Rennrädern verwendet, die sich doch relativ deutlich unterscheiden – die «normalen» Bahnvelos und diejenige der Steher.
Besonderheiten von Bahnrädern:
- Starre Übersetzung (bzw. Starrlauf):
Bahnräder haben eine feste Übersetzung, was bedeutet, dass die Pedalbewegung direkt auf das Hinterrad übertragen wird. Es gibt keine Möglichkeit, den Gang zu wechseln oder den Freilauf zu nutzen. Das grosse Kettenrad hat normalerweise 52 Zähne.
- Feste Verbindung:
Die Kurbel ist fest mit dem Hinterrad verbunden, was eine kontinuierliche Kraftübertragung gewährleistet. Es gibt keine Leerlaufbewegung der Pedale.
- Fehlende Bremsen:
Bahnräder haben keine Bremsen. Die Fahrer kontrollieren die Geschwindigkeit durch das Abbremsen der Pedale und das Verlangsamen der Trittfrequenz. Grund für das Fehlen der Bremsen ist die Sicherheit. Bei abrupten Bremsbewegungen würde die Sturzgefahr im Feld deutlich gesteigert.
- Spezielle Rahmengeometrie:
Die Rahmen von Bahnrädern sind so konstruiert, dass sie gleichzeitig eine hohe Steifigkeit und Agilität bieten. Dies ermöglicht schnelle Richtungswechsel und eine optimale Kraftübertragung.
- Wendigkeit:
Bahnräder sind darauf ausgelegt, auf engem Raum und bei hohen Geschwindigkeiten agil zu sein. Sie sind so konstruiert, dass sie schnell auf Lenkbewegungen reagieren und engere Kurven fahren können.
- Carbonfaser:
Die meisten modernen Bahnräder werden aus Carbonfaser hergestellt, um eine hohe Steifigkeit und ein geringes Gewicht zu erreichen.
- Aero-Design:
Bahnräder sind oft mit aerodynamischen Profilen ausgestattet, um den Luftwiderstand zu minimieren und die Geschwindigkeit zu erhöhen.
- Spezielle Komponenten:
Bahnräder können mit speziellen Komponenten wie aerodynamischen Rädern (Scheibenrädern), Lenkern und Sattelstützen ausgestattet sein, um die Leistung zu optimieren.
- Gewicht
Etwa 7 Kilogramm (auf der Bahn ist das Gewicht aber nicht entscheidend. Wichtiger ist die Qualität der Räder).
- Preise
Moderne Bahnräder gibt es ab 2000 Franken. Gegen oben ist die Preisskala praktisch offen. Die Eigenmarke von Wisel Iten “Itca” (Iten – Cyclamenweg – Altstetten) geniesst Kultstatus.

Cyrill Steinacher präsentiert im Innenraum der Rennbahn sein Steherrennrad.
Besonderheiten von Rennrädern für Steherrennen
- Kleineres Vorderrad
Das Vorderrad (24 Zoll) ist kleiner als das Hinterrad (28 Zoll), um den Fahrer näher an den Schrittmacher zu bringen und den Windschatten besser nutzen zu können.
- Grosser Gang:
Steherräder haben ein ungewöhnlich grosses vorderes Kettenblatt – mit 68 bis 70 Zähnen. Dies ermöglicht hohe Tempi. Beim Start aber werden die Fahrer angestossen, damit sie in Schwung kommen.
- Nach hinten gebogene Gabel:
Die Gabel ist nach hinten gebogen, damit der Fahrer gefahrlos in die Rolle des Schrittmachertöffs fahren kann. Wäre sich nach vorne gebogen, gäbe es in dem Fall Steuerprobleme.
- Nach vorne versetzter Sattel mit Abstützung:
Der Sattel ist weiter vorne am Rahmen montiert und verfügt über eine Abstützung auf dem Oberrohr, um den Fahrer näher am Schrittmacher zu positionieren – und um die Sicherheit zu erhöhen. Auch der Lenker ist abgestützt. Jedes Stehervelo ist ein Unikat.
- Gewicht
Etwa 10 Kilogramm.
- Reifen
Die Reifen sind mit einem Druck von 8 bar gepumpt. Im Gegensatz zum kommunen Bahnrad müssen sie aus Gründen der Sicherheit und Stabilität “bandagiert” sein. Dazu wird Isolierband oder medizinisches Tape verwendet.
- Preis
Der Materialwert des gezeigten Stehervelos beträgt ca. 5000 Franken – wobei der grössten Kostenpunkt das Scheibenrad ist. Da es sich nicht um ein Serienprodukt handelt, gibt es keinen Markt. Die Offene Rennbahn besitzt sechs Stehervelos, die Anfängern zu Verfügung gestellt werden.
Rennprogramm. Dienstag, 12. August 2025
18.55 Uhr: Temporennen (U19/U23/Elite)
19.10 Uhr: Ausscheidungsfahren (U15/U17/Frauen)
19.20 Uhr: Scratch (U23/Elite)
19.30 Uhr: Ausscheidungsfahren (U13/U15/U17/Frauen)
19.40 Uhr: Pause
20.00 Uhr: Scratch (U13/U15/17/Frauen)
20.15 Uhr: Ausscheidungsfahren (U23/Elite)
20.30 Uhr: Punktefahren (U17/U19/Frauen)
20.45 Uhr: 1000er Rennen (U23/Elite)
21.10 Uhr: Temporennen (U19/Frauen)
21.25 Uhr: Punktefahren (U19/U23/Elite)
21.55 Uhr: Rennschluss

Öffentlichkeitsarbeit: Thomas Renngli | IGOR