Endlich wieder einmal ein internationales Steherrennen

Steherrennen gelten als älteste Radsportdisziplin. Sie waren Jahrzehnte lang die Top-Attraktionen auf Radrennbahnen – seit einigen Jahren sind sie deren Sorgenkinder. Corona hat der Disziplin fast den Garaus gemacht. Doch am Horizont zeigen sich Silberstreifen.

Nächsten Dienstag, 6. September, kommt es auf der offenen Rennbahn in Zürich-Oerlikon wieder einmal zu einem internationalen Steherrennen. Acht Teams haben sich angemeldet, so viele, wie seit Jahren nicht mehr. Die Pandemie hatte diese Rennen als auch Teams fast aus der Radsportwelt gefegt. Die erfreuliche Erkenntnis der bisherigen Saison: Die Fahrerfelder sind grösser geworden, das Interesse erwacht. Auch weil eine Handvoll junger Schweizer Rennfahrer, sowie neue Schrittmacher in Ausbildung sind, sogar eine Frau, eine Schrittmacherin ist darunter, sieht es für die Zukunft dieser Disziplin gar nicht mehr so düster aus. Alle dürften noch in diesem Jahr Bahnreife erlangen. Mit Jan Ramsauer, früherer Steher Schweizer Meister und Dino Rey, noch aktiver Schrittmacher stehen bei der IGOR zwei Spezialisten in der Verantwortung, denen diese, «ihre» Sportart, auch eine Herzensangelegenheit ist. Die Publikumsbegeisterung nach den bisherigen Saisonrennen jedenfalls motiviert alle.

International Steherrennen Offene Rennbahn Oerlikon
CuPNet Photo Peter Mettler

Weil beim Stehersport so viele verschiedene Faktoren voneinander abhängig sind und auch aufgrund der Reglemente von Swiss Cycling, dem Schweizer Radsport Verband, finden in diesem Jahr dennoch keine Schweizer Meisterschaften statt. «Leider», sagt Jan Ramsauer, «ein ausschlaggebender Punkt war, dass wir bis zum jetzigen Zeitpunkt auf dem Papier zwar die Mindestanzahl von Teams erreichen würden, aber wir erhielten kaum garantierte Zusagen für eine Schweizer Meisterschafts-Teilnahme.» Und dann fiel mit Philipp Kammerlander noch ein junger, hoffnungsvoller Steherfahrer durch Unfall aus. «Wie auch immer, diese Saison steht für Umbruch im Steher-Bahnradsport aber sie öffnet neue, grössere Chancen für das nächste Jahr. Ich bin überzeugt, wenn wir so weitermachen, entfachen wir aus dem zarten Flämmchen im neuen Jahr ein richtiges Feuer der Begeisterung für den Stehersport.» Und Schrittmacher- sowie Fahrerausbilder Dino Rey fügt an: «Was vielen jungen Fahrern erstaunlicherweise gar nicht bewusst ist: Bei Steherrennen werden sogar Startgagen bezahlt.» Na, also!

Anzumerken gilt: Auch wenn nicht mehr so viele Steherrennen wie noch vor zwanzig Jahren ausgetragen werden: Weltweit gibt es keine Rennbahn, wo mehr Rennen durchgeführt werden, als auf der legendären 333.33 Meter langen Betonpiste von Oerlikon. Es gibt auch keinen Rennbahn-Betreiber der so viele (nämlich zehn), identische Schrittmacher-Maschinen Jahr für Jahr in rennfähigem Zustand hält.

September 2022 pro | HL

zum weiterlesen hier klicken