
“Die Rennbahn war die zweite Heimat von Sepp”
Was er anfasste, wurde zu Gold. Er machte Urs Freuler zum Serien-Weltmeister und führte Robert Dill-Bundi 1980 auf den Olymp. Am 11. September 2024 endete das Rennen des Lebens für Sepp Helbling. Am kommenden Dienstag wird er auf der Offenen Rennbahn geehrt. Weiterer Höhepunkt des Meetings: das Punktefahren um das prestigeträchtige Blaue Band von Zürich.
Als sich Sepp Helbling am 11. September 2024 mit 89 Jahren in die Ewigkeit verabschiedete, erschienen auf der Homepage des FC Winterthur folgende Worte: «Mit grosser Betroffenheit haben wir vom Tod unseres früheren Weggefährten Josef Helbling vernommen. Im Namen des FC Winterthur kondolieren wir den Angehörigen und wünschen viel Kraft für die Trauer.»
Auch wenn Sepp Helbling vor allem im Radsport tiefe Spuren und ein immenses Lebenswerk hinterlassen hat, sagen diese Zeilen sehr viel über ihn aus. Als es dem FC Winterthur in den 1990-er Jahren sehr schlecht ging und der Klub einige Male am Abgrund stand, packte Helbling auf der Geschäftsstelle mit an – und verströmte mit seiner Sportbegeisterung frischen Enthusiasmus und neue Aufbruchstimmung.
Respektabler Rennfahrer
Helbling, geboren am 15. Juli 1935 in Jona, absolvierte 1953 sein erstes Bahnrennen und nahm 1960 an den Olympischen Spielen in Rom teil, wo er im Einzelzeitfahren über einen Kilometer auf den respektablen 8. Platz fuhr. Als Sportler blieb ihm der ganz grosse Triumph verwehrt, als Trainer und Funktionär aber setzte er Massstäbe. 1966 wurde er vom damaligen Nationaltrainer Oscar Plattner als Bahntrainer engagiert. Es sollte eine bahnbrechende Personalie gewesen sein.
Die Huldigung von Freuler
Der Glarner Ausnahmesprinter Urs Freuler sagt über Helbling: «Ich hatte in meinem Leben nur einen Trainer – Sepp. Und er war viel mehr. Er war einer meiner besten Freunde. Ohne ihn wäre ich nie zu dem Sportler und Menschen geworden, der ich heute bin.» Allerdings sei «Sepp» für ihn lange «Herr Helbling» gewesen. Erst nach dem ersten WM-Titel wurde Freuler von seinem Chef das «Du» angeboten.

15 Weltmeistertitel als Coach
Helbling war streng und herzlich zugleich. Er trainierte knüppelhart, besass als gelernter Tanzlehrer aber auch das Gefühl für elegante Zwischenschritte. Und genau diese Mischung machte es aus. Als Trainer feierte er nicht weniger als 15 Weltmeistertitel, zehn davon mit Freuler. An Olympischen Spielen gewann er mit seinen Fahrern einen kompletten Medaillensatz in der Einzelverfolgung: 1980 in Moskau Gold mit Robert Dill-Bundi, 1972 in München Silber mit Xaver Kurmann und davor ebenfalls mit Kurmann 1968 in Mexiko Bronze.
Sechstagerennen und Tour de Suisse
Und Helbling war dort, wo sich die Basis des Bahnsports befindet. 23 Austragungen des Amateur-Sechstagerennens im Hallenstadion trugen seine Handschrift als Organisator. Als Kommissär stand er zudem 32-mal an der Tour de Suisse und bei drei Weltmeisterschaften am Strassenrand.
Auch auf der Offenen Rennbahn spielte Helbling eine absolute Schlüsselrolle. An den Renntagen war er zwischen 2003 und 2019 für Rennbüro, Fahrermeldungen, Rennprogramm und Ranglisten verantwortlich. Wisel Iten sagt: «Sepp war quasi unser sportliches Gewissen». Bis zuletzt führte Helbling ausserdem die Statistiken nach – akribisch und mit höchster Disziplin.
Geburtstag am Dienstag
Urs Freuler verdankt Helbling seine grosse Karriere beim italienischen Profi-Team Atala. Im Sommer – als Vorbereitung auf die WM – kehrte er aber immer wieder zu seinem Mentor zurück: «Die Offene Rennbahn war meine zweite Heimat – und sie war die zweite Heimat von Sepp.» So schliesst sich am 15. Juli 2025 ein Kreis. Dann wäre Sepp Helbling 90 Jahre altgeworden. Dann wird ihm auf dem Oerliker Zement-Oval anlässlich des Abendmeetings die Referenz erwiesen. Es wird ein denkwürdiger Anlass – für eine der grössten Legenden des Schweizer Radsports.
Dienstag, 15. Juli, Rennprogramm.
18.00 Uhr: Scratch (U13/U15)
18.15 Uhr: Ausscheidung (U17/Frauen; U17/U19)
18.30 Uhr: Derny 1. Lauf (U23/Elite)
18.55 Uhr: Ehrung Sepp Helbling
19.05 Uhr: Ausscheidung (U17/19/Frauen)
19.15 Uhr: Ausscheidung (U13/U15)
19.25 Uhr Tempofahren (U19/U23/Elite)
19.40 Uhr: Pause
20.00 Uhr: Derny, 2. Lauf (U23/Elite)
20.25 Uhr: Scratch (U15/U17/Frauen; U17&U19)
20.35 Uhr: Derny, 3. Lauf (U23/Elite)
21.00 Uhr: Ausscheidung (U19/Frauen)
21.00 Uhr: Blaues Band (Punktefahren; U19/U23/Elite)
21.55 Uhr: Rennschluss
Öffentlichkeitsarbeit: Thomas Renngli | IGOR